So, endlich ist es vollbracht:
Schlüsselübergabe :-)
500 Arbeitsstunden ...
ca.1500 € Materialeinsatz ...
Es hat sich gelohnt.
Lang lang ist es her, da lockte die Spielhalle mit diversen Attraktionen, einzig mit dem Ziel uns das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der erfahrene Leser kann sich vorstellen, wie schnell das Taschengeld in schmalen Schlitzen verschwand, ohne nennenswerten Gegenwert. Mit der Zeit jedoch wurden wir besser die Investitionen geringer und im Grunde war die Spielhalle dann nur noch der Treffpunkt, um weitere Unternehmnungen zu starten. Selbstverständlich wurde vorher noch ein bisschen gezockt.
Schon damals hegte ich den Wunsch, einen eigenen Defender zu besitzen, wie das aber nun mal so ist, waren die Dinger schwer zu bekommen, schier unbezahlbar und meine Eltern wären mir auf Dach gestiegen, hätte ich so ne Kiste daheim angeschleppt. Jetzt, dreißig Jahre später kann mir niemand mehr vorschreiben, wie ich meine Wohnung einzurichten habe, also stell ich mir ne Arcade Kiste rein und fröhne von Zeit zu Zeit, mit ein paar Kumpels den alten Zeiten. Leider ist das Problem der Beschaffung immer noch existent und im Prinzip ist es auch verschwendeter Platz, sich nur eine Maschine in die Bude zu stellen.
Neben dem Defender gab es natürlich noch andere Games, alle mehr oder weniger populär, aber deswegen nicht weniger unterhaltsam. Für mich und meine Kumpels war und ist der Defender einfach der Olymp der Arcade Maschinen, ich glaub nicht, dass es jemals wieder so ein anspruchsvolles Spiel gegeben hat, bei dem man sich direkt mit einer Maschine messen konnte und wir waren gut. Später kam dann noch Gauntlet auf den Markt, ein inovatives Konzept mit quasi 3D Darstellung und bis zu vier Spielern, die gemeinsam die Labyrinthe von Geistern, Kobolden, Hexern und sonstigem Gefleuche säubern mussten. Man, was haben wir Stunden damit zugebracht, die Labyrinthe zu lösen und zu säubern.
So gesehen markiert für mich der Defender das eine Ende, Gauntlet das Andere, dazwischen liegen viele Games, mit entsprechemden Unterhaltungswert. Wie man auf den nächsten Seiten sehen kann, begann alles mit einem Prototypen, quick and dirty, nur um mal zu sehen, was so geht. Dabei ist herausgekommen, dass der Joystick gar nicht geht, also für den Defender. Es muss schon ein Original sein. Beim Gauntlet ist das nicht so probelmatisch. Die riesige Konsole bietet sogar genug Platz für Modifikationen. So gesehen ist eine Komination aus beiden Maschinen, vereinigt in einem Cabinet die hybride Lösung all meiner Wünsche und so hat alles angefangen.
Auf den folgenden Seiten zeige ich die Fortschritte bei der Planung und dem Bau meines Hybriden. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und hoffe, den einen odere anderen zu inspirieren.
Update März 2023:
Der Defender ist umgezogen und nun in bester Gesellschaft
Tja, wie versprochen hab ich mir ein bisschen Zeit genommen und noch etwas gehirnt, was ich so alle brauchen könnte. Unter anderem war ich bei Ebay unterwegs, dort gabs grad ne große Sammlungsauflösung mit nem Satz Joysticks zum halben Preis, ner Menge Buttons, mit und ohne Schalter, aber das Beste war die Auktion, in der gleich drei 2 Wege Buttons für Joust und Defender angeboten wurden, zwei original, einer als Nachbau. Dazu die Buttons, den Kabelbaum und die Leafswitches.
Da musste ich einfach zuschlagen :-)
Jetzt bin ich also stolzer Besitzer eines originalen Defender Joysticks und hab auch noch zwei Teile über. Als die Teile kamen, waren die zwar zerlegt, nen Sprengring und vier Schrauben später ist mir aber klar geworden, warum die Steuerung für hoch und runter, mit dem Jostick, den ich für den Test verwendet habe, so unpräzise war. Bei den Originalen liegen die Kontakte einfach näher zusammen und schon die kleinste Bewegung schließt, bzw. öffnet einen der Schalter. Kanns gar nicht erwarten, bis ich die Teile verbaut habe.
Bevor es aber so weit kommt, muss ja erst mal das Gehäuse und vor allem die Stencils für Controllerboard, Seitenwände, Kassentüre und Monitor Beezel her. Hier war ich jetzt auch ne Weile unterwegs, bis ich perfekte Vektorzeichnungen, leider in Adobe Illustrator gefunden habe. Dafür hab ich mir dann halt ne Testversion vom AI installiert und die Decals zerlegt. Frech von Adobe, die geben gerade mal 7 Tage zum testen. Selbst ich, der schon so einiges an Vektorzeichnungen erstellt hat, dabei alle möglichen Programme der letzten 25 Jahre benutzte, tat mich schwer, den Funktionsumfang herauszufinden, geschweige denn in irgendeiner Weise herauszufinden, wo das entsprechende Werkzeug zu finden ist. Arrogant und unverschämt, wenn eine Firma der Meinung ist, dass sich ein Mitarbeiter, nur weil er ein Programm evaluieren soll, 5 Arbeitstage und 2 Tage in der Freizeit damit beschäftigen muss, um annähernd eine Aussage treffen zu können. Ehrlich gesagt, da mach ich in der Zukunft lieber einen Rechner platt, installiere mir die Testversion mit einer neuen Mailadresse und dann wars das. Tja, aber wie immer gilt auch hier: Vorne Hui, hinten Pfui, auch wenn das Programm echt leistungsstark ist, zumindest, was ich in den paar Stunden des Tests herausfinden konnte. Geldgier ist ja OK, aber so offen zu Schau zu tragen: Erbärmlich.
Zwischenzeitlich hab ich die Testversion wieder gelöscht, nachdem ich die AI Dateien und diverse Einzeldateien, sprich Farben, zerlegt hatte und auf ein Maß skaliert, das einen scharfen Ausdruck an den Rändern gewährleistet. Bei dieser Suche bin ich dann auch auf entsprechenden Gaunlet Dateien gestoßen, die perfekt für das erweiterte Controllpanel passen. Die hab ich natürlich gleich mit bearbeitet und jetzt liegen die auf der Platte und harren da der Dinge, die da kommen werden.
Bei Ebay war ich dann auch erfolgreich, neben den Defender Sticks gab es noch vier Joysticks von Ilsa, die sogenannten T-Sticks. Ersteigert hab ich die, weil die von 4 auf 8 Wege umstellbar waren. Wer sie kennt, der weiß, dass der Umschalter unten angebracht ist, letzlich also unterhallb des Controllerpanels liegen wird. Das geht natürlich gar nicht, weil ich ja keinen Bock habe, unter die Platte zu greifen und dann den Hebel zu bewegen. Die Umschaltung als solche macht aber Sinn, gibt es doch Spiele mit 4 Wegen und andere mit 8 Wegen. Leider blicken die 4 Wege Games nicht, wenn ein 8 Wege Stick angeschlossen ist und dann wird die Steuerung schwer.
Also hab ich die Mechanik des Joystickgehäuses etwas verändert. Zuerst habe ich den Joystick in seine Bestandteile zuerlegt und die Arretierung des Umschalthebels herausgefräst. Danach wurde das Gehäuse mit einer Distanzplatte um 0,5 mm in der Höhe verändert, so dass der Hebel leicht gängig ist. Allerdings ist der Hebel jetzt so leichtgängig, dass er schon beim Spielbetrieb von alleine umschaltet. Außerdem ist eine Bedienung von oben noch nicht machbar.
Lange Rede, kurzer Sinn, ich hab etwas gebastelt und dann die folgende Lösung gefunden:
Wie man sieht, kann jetzt der Hebel von oben bedient werden, die Justage und Gängigkeit des Hebels ist einstellbar über die Mutter und deren Kontermutter.
In Gänze sieht dann die Schalteinheit, Bedieneinheit für einen Spieler so aus:
Wie zu sehen ist, habe ich auch schon etwas herumprobiert, um die Taster etwas ergonomischer anzuordnen. Wichtig dabei ist, dass die Finger gemütlich auf den Tasten aufliegen können, ohne die Hand zu verdrehen. Ein leichter Versatz der Taster kommt der natürlichen Fingerlänge entgegen. Letztlich muss der Nachbauer es selber ausprobieren. Bei mir hat sich in der oberen REihe ein Abstand der Taster von 4,5 cm etabliert, der mittlere Taster wurde 1 cm nach oben versetzt angeordnet. Die untere Tasterreihe ist fast identisch aufgebaut, einzig der Taster, auf dem der Daumen ruht, also unten ganz links, ist etwas nach außen versetzt.
Bleibt nur noch, den Hebel etwas schöner zu gestalten. Daher wurde meine Feile nochmals bemüht und herausgekommen ist das hier:
Durch das schlanke Design des Hebels kann ich auch den Spalt verkürzen, in dem sich der Hebel bewegen wird. Jetzt fehlen noch drei dieser Hebel, die ich aus einer Alu-Schiene (5*20 mm), erhältlich im Baumarkt, fertigen muss.Beim Bau des Prototypen stelle ich schnell fest, dass eine gescheite Winkelfunktion, also das Kippen des Sägeblattes, unabdingbar ist. Außerdem ist eine Führungsschiene zwingend notwendig. Zu meiner kleinen Oberfräse von Festool wurde mir schon damals so eine Schiene mitgeliefert, von daher viel die Wahl auf die Tauchsäge TS 55. Im grunde wollte ich die schon länger haben, weil meine alte halt ne simple Bausäge ist, jetzt war die Zeit reif. Na ja, was soll ich sagen, Festool behauptet: "
Kanten leicht brechen, noch mal kurz mit dem Schleifpapier drüber und dann kann man mit der Fertigstellung beginnen:
Das Gehäuse ist ja schon so weit fertig, dass von sich aus schon eine gewisse Stabilität hat. Deswegen fange ich mal damit an, den Monitor zu zerlegen und mit der Oberfräse die entsprechenden Aussparungen zu fräsen. Am Ende ist es so, dass vorne eine Blende von ca. 2 mm Dicke stehen bleibt, welche das häßliche Metall des Monitors verdeckt, danhinter die Ebene, in welcher der Monitor montiert wird.
Hier die Front, später wird davon dann noch eine Plexiglasscheibe gesetzt, auf welcher die Folie mit dem Beezel aufgeklebt wird.
Die Rückseite sieht dann so aus. Der Monitor, der dafür zerlegt wurde, hatte zufällig schon Halterungen, an denen vorher das Gehäuse befestigt gewesen ist. Die nutze ich gleich, um den Monitor jetzt im Gehäuse zu verschrauben.
So, nachdem der Monitor ausgespart wurde, bauen ich das mal in das Gehäuse ein. Wie man sehen kann, ist wie beim Original eine kleine Kante vorhanden, in die später eine Nut gesägt wird, um die Plexiglasscheibe zu plazieren und fixieren. Oben am Lautsprecherpanel wird ebenfalls noch eine kleine Aussparung gesägt, um das Bezel noch oben einschieben zu können.
Langsam nimmt das CAB Gestalt an und es interssiert mich natürlich brennend, wie es denn später mal aussehen soll. Also hänge ich mal das Marquee provisorisch davor, stelle ne Lampe hinten rein und mache ein paar Bilder, die ich versende, um meine Kumpels heiß zu machen :-)
So weit so gut, jetzt kommt die Klappe mit der Kassentüre. Dafür hatte ich zuerst Scharniere eingebaut, bin später jedoch dazu übergegangen, einfach ein paar Schrauben unten am Drehpunkt einzusetzen und die untere Kante schräg abzusägen, damit sich die Klappe leicht drehen lässt.
Nach der Klappe kommt jetzt das Controlpanel vom Defender. Das Panel wird so verbaut, dass ich es einschieben kann und mit zwei Winkeln an der Seite verschraube. Das hat den Vorteil, dass ich nur zwei Schrauben zur Befestigung benötige und später das Panel, im Fall der Fälle, ganz einfach ausbauen kann. Die Verkabelung wird dann an einer Seite zentral vom Panel weg geführt und mittels einer Steckverbindung zur Ausklappkonsole geführt. Damit ist es dann möglich, die Ausklappkonsole separat aus dem Gehäuse zu entfernen und einzusetzen. Wie das genau aussehen wird, entscheide ich unterwegs.
Jetzt kann man die Klappe zwar schon herausklappen, aber sie klemmt noch, also muss ich wohl noch ein bisschen Holz entfernen, damit die Klappe berührungslos herausklappbar ist.
Hier sieht man die Nut, in die später das Controlpanel eingeschoben wird. So ist dann gewährleistet, dass die Plexiglasscheibe einen sauberen Abschluß hat und alles nahrlos sitzt.
OK, nun ist ja so weit alles fertig, dass ich damit beginnen kann, den ausklappbaren Tisch zu kontruieren. Dazu ist noch anzumerken, dass der erste Entwurf aus FreeCAD nicht so richtig integrierbar gewesen ist. Zumindest wurde alles zu klobig und der Ausklappmechanismus hätte nicht funktioniert. Deswegen wurde der Unterbau durch eine einzige Platte ersetzt, auf die dann der Controler und der Ausfbau montiert wird.
Aber zurück zum zweiten Panel. Erst mal aus einem Stück Pressspan die Form heraussägen, um einen Eindruck zu gewinnen, wie die spätere Realität aussehen wird. Darauf werden dann mal die beiden Prototypen für die Palyer 1 und 2 gesetzt, nur damit die Dimension klar wird.
Eine Woche später sieht die zweite Konsole dann so aus. Man kann jetzt ganz gut das Mittelteil erkennen, an dem die Flügel montiert werden, die später nach oben geklappt werden, um im Gehäuse verschwinden zu können.
Wie ich bereits angekündigt habe, wird die Verkabelung zwentral über das Mittelteil geführt. Dazu braucht es einen Kabelbaum. Mein erster Versuch sind normale 220 V kabel, die ich aus alten Computerkabeln herausgetrennt habe und in der Form, die später die Verkabelung haben soll, auf Lüsterklemmen verbaut habe.
Letztlich war auch das nur ein Entwurf, denn der Kabelbaum war meines Erachtens viel zu steif und unflexibel, vor allem aber zu groß, um platzsparend in die Flügel und das Mittelteil verbaut zu werden. Im Mittelteil kommt ja später noch ein Trackball und ein Flightstick zum Einsatz. Da wirds dann eng. Also entschied ich mich, das Ganze mit einer DSUB 25 Berlängerung zu lösen. Die 25 Anschlüße bieten genug Möglichkeiten, dalle Steuerelemente zu verkabeln, die Kabel sind flexibel und vor allem ist das Druckerkabel sehr dünn. Ein weitere Vorteil ist, dass ich die Enden der Kabel nutzen kann, die Defenderkonsole zu verkabeln und durch die Stecker eine Solltrennstelle einbauen kann.
Hinzu kam später noch, dass ich den Leafswitch Champ im Arcadeshop bestellt habe, der nur mit 4,3 mm Kabelschuhen und Kabelendhülsen zu verkabeln war. Die Dicke der Drähte im Druckerkabel eignete sich perfekt, das Kabel an zu isolieren und die Endhülse auf zu löten. Kabelschuh aufquetschen, aufstecken, fertig.
Ich habe übrigens zwei Druckerkabel bzw. DSUB Verlängerungen mit je drei Metern gekauft. Das reichte aus, um die Verkabelung zu bewerkstelligen.